Herbert Frank, geboren 1910 in Bad Salzungen, wuchs in Hersfeld auf, wo er die alte Klosterschule besuchte. Nach dem Abitur 1929 ging er zum Studium der Architektur und des Städtebaus nach Berlin. Parallel studierte er an der Kunstakademie. Mit der Berufswahl als Architekt folgte er dem Beispiel seines Vaters, der als Stadtbaumeister in Hersfeld die Zwischenkriegszeit der aufstrebenden Stadt der Textilindustrie und des Maschinenbaus wichtige architektonische und städtebauliche Impulse gab. Gleichzeitig konnte er seine künstlerischen Talente vertiefen. In diese Zeit fielen seine ersten Ausstellungen u.a. in seiner Heimatstadt Hersfeld. Seine Malerei stieß auf anerkennende Resonanz.
Zu dem künstlerischen kam bei Herbert Frank ein ausgesprochenes musisches Talent, das ihn als vielfältig Begabten ein Leben lang begleitete. Schon während seiner Schulzeit, aber auch während seiner Studienzeit und vor allem auch nach 1945 trat er als Musiker und Tänzer auf, gestaltete eigene Programme und Produktionen.
Nach seinem Studium an der Technischen Universität in Berlin-Charlottenburg machte er sich zunächst selbstständig, wurde dann zu Planungen des ländlichen Siedlungsbaus herangezogen.
Nach dem Krieg gründete er mit seinem Partner Hanns Baumgartinger ein Architekturbüro und kehrte nach Hersfeld zurück. Er hinterließ der Stadt einige bemerkenswerte Bauten. Er plante die Fabrikanlage der ehemaligen Tuchfabrik Wever, schuf die erste große Erweiterung der Maschinenfabrik Schilde sowie eine Reihe von Wohnhäusern. Das Architekturbüro wurde in den 50-ern mit seinem Hauptsitz nach Düsseldorf verlegt. Hier war er als Architekt erfolgreich, es entstanden Verwaltungsgebäude, Industrieanlagen und Wohnhäuser. Er erhielt den hessischen Architekturpreis.
Während dieser Zeit war er gleichzeitig als Künstler tätig, ab 1962 widmete er sich dann ausschließlich der Kunst. Seine Bilder wurden in mehreren bedeutenden Galerien und Ausstellungen gezeigt. Internationale Anerkennung fand er dabei in Düsseldorf, Paris, Frankfurt, München, Sao Paulo sowie bei Ausstellungen im Rheinland und in Westfalen.
Mit der Konzentration auf seine künstlerische Tätigkeit fand er den für ihn typischen Ausdruck. Anfangs orientierten sich seine Darstellungen noch sehr stark an der Sicht des Architekten auf Stadt- und Gebäudeansichten, später kamen Landschaftsbilder hinzu und florale Motive. In den letzten zwanzig Jahren seines Schaffens wurde seine Kunst vollständig abstrakt. In der Collage schließlich setzte er sich mit Themen der Gegenwart auseinander.
Vor- oder Leitbilder in der Kunst lehnte Herbert Frank ab. Gemeinsam folgt er aber vielen Künstlern nach Nationalsozialismus und Krieg in der Abwendung vom Gegenständlichen. In der Abstraktion fand Herbert Frank seine künstlerische Heimat. Sie war verbunden mit der Nähe zur Natur. Dies wird in vielen seiner Arbeiten deutlich. Teils ist es die Formensprache, die an Blätter, Blüten und Pflanzen erinnern lässt, teils sind es Elemente der Architektur, die auftauchen, verarbeitet, gestapelt, aneinender gefügt sind und wie gewachsen wirken. Er weitete das Feld seiner Arbeiten aus, erkundete Neues in fließenden Formen, robusten Körpern und begann Applikationen hinzuzufügen. So näherte er sich schließlich der Collage an. Hier stellte er Verbindungen her, die von antiken Darstellungen über das mittelalterliche Kunst bis heute reichte. Wie ironische Zitate wirken die griechischen Helden und die Heiligenfiguren inmitten der perfekten Körper heutiger Fotoschönheiten. Herbert Frank verstand seine Kunst hier politisch, indem sie der modernen Welt einen Spiegel vorhält.
Er starb 1976 in Düsseldorf. Seine Arbeiten blieben erhalten. Gerade seiner Vaterstadt Bad Hersfeld ist er ein Leben lang verbunden geblieben, hier ist eine Retrospektive gut platziert.
3. Mai - 7. Juni 2009
Museum
36251 Bad Hersfeld